Diese Reportage entstand im Auftrag von Swiss Online Publishing und Bank-now.
Sibylle Jenni in ihrer Wohnung in Zürich-Oberstrass. (Bild: ZVG)
Das Fischgrätparkett knarrt. In der Luft liegt der Duft frisch gemahlener Kaffeebohnen. Wer bei Sibylle Jenni zu Besuch ist, fühlt sich sogleich wie zuhause. Mit einer Siebträgermaschine bereitet sie Cappuccinos zu und bittet uns ins Wohnzimmer. 
«Wo wollen wir anfangen?», fragt sie. 
Seit zwei Jahren wohnt Sibylle in einer Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung im Zürcher Kreis sechs. Ein Glückspilz, wer in diesem Quartier bezahlbaren Wohnraum findet. Mit ihrem Gespür für Design verleiht sie dem Altbau Würde.
«Da mein Alltag sehr vielseitig, bunt und laut ist, ist es mir wichtig, dass ich am Abend in eine Oase kommen kann, die Ruhe ausstrahlt und harmonisch auf mich wirkt», sagt sie. «Wohnen ist für mich Auftanken.» In ihrem Kopf herrsche oft das Chaos, daher habe sie es zuhause gerne ordentlich. 
Sibylle ist Gründerin und Geschäftsführerin von The Tiny Factory, einer Zürcher Manufaktur, die sich auf die Herstellung von Granola spezialisiert hat, ein Knuspermüesli nach amerikanischer Machart. Die Kreativität, mit der sie in der Backstube zu Werke geht, lebt sie auch bei der Einrichtung ihrer Wohnung aus. Das Badezimmermöbel hat sie in einem Zürcher Vintage-Laden gekauft. Es war knallorange. Sibylle liess es ansprayen. Ihr Arbeitsplatz ist in die Wohnung integriert, auch er wurde individuell angefertigt: «Da mir die Vorstellung eines rechteckigen Pults sperrig vorkam, liess ich die Tischplatte in eine Form zusägen, die mir gefällt», sagt sie.
Die Zürcherin probiert Dinge gerne spontan aus. Macht einfach. Mitunter gehe auch mal was schief. Ihr Motto: Learning by Doing.

«Ich bezeichne meinen Stil als schlicht und zurückhaltend. Ich mag klare Formen. Mir ist es wichtig, dass die Schönheit des Objekts zur Geltung kommt und honoriert wird.»

Sibylle beweist bei ihrer Wohnungseinrichtung aber auch viel Liebe zum Detail. Jedes Objekt hat seinen ganz bestimmten Platz. Auf ihrem Nachttisch steht eine schwarze Linck-Vase. Im Entrée an der Wand hängt eine Zeichnung des rumänischen Dramatikers und Malers Eugène Ionesco, die sie in einem kleinen Kunstatelier um die Ecke entdeckt und spontan erstanden hat. Von ihrem Arbeitsplatz blickt sie ins Antlitz Elvis Presleys, dem Mann mit der schönsten Stimme der Welt, wie sie sagt. «Für dieses grafische Porträt bin ich eigens nach Vevey gereist.»

Jedes Objekt hat seinen ganz bestimmten Platz: Sibylle Jennis Esstisch im Wohnzimmer. (Bild: ZVG)

Als selbständige Kleinunternehmerin ist Sibylles Budget begrenzt. Neben Objekten, für die sie auch mal tiefer ins Portemonnaie greift, sind in ihrer Wohnung deshalb auch viele Gegenstände zu finden, die sich durch einen hohen Liebhaberwert auszeichnen. Sie habe keine klare Vorstellung davon, wie eine Wohnung eingerichtet sein sollte, sagt sie. Und doch lässt sich eine Einheit ausmachen. «Ich bezeichne meinen Stil als schlicht und zurückhaltend. Ich mag klare Formen. Mir ist es wichtig, dass die Schönheit des Objekts zur Geltung kommt und honoriert wird.» Dafür gibt Sibylle den Gegenständen Raum, um sie wirken zu lassen. «Ich staune selber, wie sich alles ergibt.»
Auf unserem Rundgang durch die Wohnung zeigt Sibylle auf ein Gefäss im Regal. Eines ihrer Lieblingsstücke, das sie auf einer Zugreise durch Vietnam erstanden hat. «Immer wenn ich aus dieser Tasse trinke, werde ich an die Ruhe der Person erinnert, die das Porzellan mit feinen Strichen anmalte.»
Hinter jedem Objekt in der Wohnung steckt Sibylles Persönlichkeit. Das gilt sogar für das simple Sofa. «Ich gebe es ungern zu, aber in den zwei Jahren, in denen ich hier wohne, ist das jetzt schon die dritte Couch, die hier steht», sagt sie und schmunzelt. Ihre Suche nach dem perfekten Interieur endet nie. Aktuell fehle ihr noch ein Poster im Punkrockstil. Und da sie ein solches nirgends finden konnte, hat sie sich kurzum entschlossen, einen Grafikkurs zu belegen und das Bild selbst zu kreieren. Learning by Doing eben.

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