Diese Reportage entstand im Auftrag von Sunrise.
Ein Gabelstapler rollt über den Spannteppich und setzt eine Palette mit Ladeboxen präzis an einer mit Klebeband markierten Stelle ab. Das ehemalige Grossraumbüro aus den Siebzigerjahren dient als Zwischenlager für die angelieferte Hardware. Das einstige Start-up ist eben erst von seinem 18 Quadratmeter kleinen Gründungsstandort hierhergezogen. Noch sind nicht ganz alle Zügelkisten ausgepackt, ist nur das Nötigste eingerichtet: Arbeitsplätze, Kaffeemaschine, Tischtennistisch. Allzu bequem scheint man es sich hier aber ohnehin nicht machen zu wollen.
«Nichts ist perfekt», sagt Marco Mangani. «Wenn uns etwas stört, sehen wir zu, dass wir es möglichst rasch verbessern können.» Die Herstellung der Ladestationen wurde automatisiert. Das Innenleben modifiziert. Das Design optimiert. Der Co-Founder der Schweizer Tochtergesellschaft und CTO von Zaptec Schweiz liefert regelmässig Inputs nach Norwegen an den Mutterkonzern, um das Produkt kontinuierlich zu verbessern. Das werde mal mehr, mal weniger geschätzt dort oben, sagt er schmunzelnd.
Perfekt dürfte indes der Zeitpunkt gewesen sein, an dem sich Mangani gemeinsam mit Partner Florian Kienzle selbständig gemacht und voll auf die Elektromobilität gesetzt hat. «Ich sagte meiner Frau: Der Zug fährt jetzt durch. Und ich muss hier einsteigen. Sonst werde ich das bereuen.» Zaptec hat in den letzten drei Jahren europaweit 120’000 Ladestationen verkauft. Und die Aussichten stehen weiterhin gut: Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz erstmals 40’000 rein elektrisch angetriebene Personenwagen neu zugelassen. Mit 18 Prozent ist ihr Anteil gesamthaft zwar noch überschaubar, doch die Tendenz zeigt steil nach oben.
Zaptec hat früh auf die Cloud gesetzt
Ein Selbstläufer ist das Geschäft mit den Ladeboxen deshalb aber bei weitem nicht. Dass Zaptec auf einer Erfolgswelle reitet, hat auch damit zu tun, dass man hier buchstäblich «out of the box» denkt. «Wir schauen dahin, wo andere nicht hinschauen», sagt Mangani. So habe man beispielsweise schon früh auf die Cloud gesetzt, was dem Unternehmen viele Möglichkeiten im IoT-Bereich eröffnet habe. IoT und die Cloud ermöglichen es Zaptec, sämtliche Daten in der «Wolke» zusammenzuführen. «Viele Unternehmen erachteten dies vor ein paar Jahren noch als unnötig.» Zahlreiche Hersteller operierten auch heute noch ohne die Cloud.
Ein Selbstläufer ist das Geschäft mit den Ladeboxen deshalb aber bei weitem nicht. Dass Zaptec auf einer Erfolgswelle reitet, hat auch damit zu tun, dass man hier buchstäblich «out of the box» denkt. «Wir schauen dahin, wo andere nicht hinschauen», sagt Mangani. So habe man beispielsweise schon früh auf die Cloud gesetzt, was dem Unternehmen viele Möglichkeiten im IoT-Bereich eröffnet habe. IoT und die Cloud ermöglichen es Zaptec, sämtliche Daten in der «Wolke» zusammenzuführen. «Viele Unternehmen erachteten dies vor ein paar Jahren noch als unnötig.» Zahlreiche Hersteller operierten auch heute noch ohne die Cloud.
Die IoT-Technologie ermöglicht es, die Anzahl der an ans Stromnetz sowie Internet angeschlossenen Ladestationen nach Bedarf zu erhöhen. Dies bietet den entscheidenden Vorteil, dass Investitionen in die Ladeinfrastruktur zeitnah und nicht a priori erfolgen. Wenn eine Firma zum Beispiel plant, im Laufe der kommenden Jahre schrittweise zehn Elektroautos anzuschaffen, kann die Infrastruktur durch Zaptec schon mal eingerichtet werden. Die Ladeboxen müssen jedoch erst installiert werden, wenn auch die entsprechenden Fahrzeuge gekauft werden.
Je nachdem wie viele Nutzer gleichzeitig laden, wird die verfügbare Stromleistung dynamisch und sicher auf die intelligenten Ladestationen verteilt. Die Ladeinfrastruktur stellt sicher, dass eine Überlastung vermieden wird.
Ein weiterer Bereich, in dem Kund:innen ein konkreter Mehrwert geboten wird, ist die Abrechnung: IoT-fähige Ladestationen sind in der Lage, in Echtzeit den Stromverbrauch der einzelnen Ladepunkte zu erfassen und die Daten an ein zentrales System weiterzuleiten. Dies ermöglicht eine präzise Verbrauchsüberwachung und -abrechnung, ohne dass manuelle Zählerstände abgelesen werden müssen.
Auch für die Fernüberwachung und -wartung bietet IoT entscheidende Vorteile. «Wenn das Gerät vernetzt und online ist, können wir 80 Prozent der Support-Fälle durch Fernwartung lösen», sagt Mangani. Das sei natürlich auch kostenmässig sehr interessant.
«Die Connectivity spielt eine entscheidende Rolle.» Das System beruhe darauf, dass jede Ladestation mit der Cloud kommunizieren könne. Daher sei es wichtig, dass die Konnektivität einen hohen Verfügbarkeitsgrad habe. Nichtsdestotrotz funktioniere die Infrastruktur auch im Offline-Modus reibungslos weiter. In einem solchen Fall speichert das System einfach weiterhin alle Daten, zum Beispiel wie viel Elektrizität gezogen wird. Und sobald die Verbindung wieder hergestellt ist, werden die Werte aktualisiert.
Wird man in Zukunft auch an Raststätten Ladestationen von Zaptec sehen? Man habe von Anfang an auf Immobilien gesetzt und nicht auf Public Loading, sagt Mangani. «Für uns war klar: Wer ein Auto kauft, lädt es über Nacht zuhause. Nach dem gleichen Prinzip, wie man es auch mit dem Handy macht.» Es müsse zuhause geladen werden können, sonst kaufe sich die grosse Masse kein Elektroauto.
Zaptecs Vision besteht darin, die Welt zum Besseren zu verändern, indem eine nachhaltigere, elektrische Zukunft geschaffen werden soll. Auf die Frage, wie er der Kritik begegnet, dass die tatsächliche Umweltfreundlichkeit der Elektromobilität davon abhängt, wie der Strom erzeugt wird, sagt er: «Die Energiebilanz von Elektroautos fällt über den Lebenszyklus gesehen deutlich positiver aus als beim Verbrenner. Wir sind deshalb der Meinung, das Elektromobilität einen grossen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten kann. Am sinnvollsten ist dies natürlich, wenn der Strom nachhaltig produziert ist, zum Beispiel mit der eigenen PV-Anlage. In der Summe steht das Elektroauto über den gesamten Lebenszyklus betrachtet deutlich besser da als der Verbrenner.»
Setzt sich der Trend der Elektromobilität nun also ungebremst fort? Vieles deutet darauf hin. Das EU-Klimapaket sieht vor, Verbrennungsmotoren ab 2035 gar komplett zu verbieten. Es mutet ironisch an, dass ein Stockwerk über Zaptec eine Ölfirma mit über 150-jähriger Tradition ansässig ist. Wer weiss, vielleicht wird da oben ja schon bald etwas frei für Zaptecs nächste Expansion.