Dieser Blog-Beitrag entstand im Auftrag von Zur Rose.
«Gewisse Ärzte sind immer noch der Meinung, eine MPA müsse weiblich sein»: Nico Schlesinger. Bild: Dominic Wenger
Sie röntgt, sie sterilisiert, sie organisiert, telefoniert und triagiert. Sie ist die Medizinische Praxisassistentin, die dem Arzt im hektischen Praxisalltag den Rücken freihält. Das Bild der MPA ist bis heute ein weibliches. Es gibt sie schon, die Männer in diesem Beruf, doch man muss sie mit der Lupe suchen.
Nico Schlesinger ist einer von ihnen. Der 17-Jährige arbeitet in einer Hausarztpraxis in Pfäffikon ZH. Er steht aktuell im zweiten Lehrjahr und wird im nächsten Sommer die Abschlussprüfung in Angriff nehmen. «Der MPA-Beruf hat mir von Anfang an sehr gut gefallen», sagt er. Dass es sich dabei eher um einen Frauenberuf handle, habe ihn nie gestört. «Ich bin der Meinung, dass das in der heutigen Zeit keine Rolle mehr spielen sollte.»
«Gewisse Ärzte sind immer noch der Meinung, eine MPA müsse weiblich sein», sagt Schlesinger. Er weiss von Kollegen, die bei der Job-Bewerbung wiederholt zu spüren bekamen, dass man die Position lieber mit einer Frau besetzen würde. 

«Ah, diesen Beruf gibt es jetzt auch für Männer?»
Nicole Thönen, Zentralpräsidentin des Schweizerischen Verbands Medizinischer Praxis-Fachpersonen, zeigt sich empathisch. «Es tut mir im Herzen weh, wenn ich höre, dass Männer bei der Stellensuche aufgrund ihres Geschlechts angeblich benachteiligt werden», sagt sie.
Auch seitens der Patienten gibt es Vorbehalte. Vor allem ältere Personen fragten gerne mal: «Ah, diesen Beruf gibt es jetzt auch für Männer?», seien misstrauisch oder zweifelten gar an seiner Kompetenz, erzählt Schlesinger.
Die Gründe für die hohe Frauenquote sind auch wirtschaftlicher und sozialer Natur. Geringe finanzielle Wertschätzung und begrenzte Aufstiegsmöglichkeiten dürften viele Männer von der Wahl des MPA-Berufs abhalten. Aber auch die Tatsache, dass Medizinischen Praxisassistenten fälschlicherweise oft nur eine Ergänzungs- und Unterstützungsfunktion attestiert wird.

Briefschaften an MPAs nicht genderneutral formuliert
Doch was muss sich konkret ändern, damit die Anzahl Männer in diesem Beruf steigt? Nachholbedarf besteht beispielsweise beim Erstellen von Berufsunterlagen. Viele Briefschaften an MPAs seien nach wie vor ausschliesslich in der weiblichen Form verfasst, sagt Schlesinger. Nicole Thönen ist der Meinung, auch die Berufsbildungsämter stünden in der Pflicht. «Der Bekanntheitsgrad des Berufs ist zu steigern und dessen vielseitiges Tätigkeitsprofil zu betonen.» Die Abwechslung im Berufsalltag war denn auch ein entscheidender Grund, weshalb sich Nico Schlesinger für diese Ausbildung entschieden hat.
Von einer Zunahme der Männerquote im Praxisteam profitierten letztlich alle. «Wenn man einen männlichen MPA im Team hat, kann das zu einer besseren Teamkonstellation führen, da ein Mann in gewissen Bereichen einfach eine andere Sicht einbringt», glaubt Thönen. Mit einem Schmunzeln fügt sie an: «Und vielleicht lässt sich in gewissen Praxen so auch ein allfälliger Zickenkrieg entschärfen.»

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