«Wir können das Klima in der Box extrem konstant halten», sagt Patrik Bertschi. «Das heisst, wir können immer genau untersuchen, welchen Einfluss Temperatur, Luftfeuchtigkeit und CO2-Werte auf das Wachstum haben.» Unterdessen verfügt SmartBreed über rund 1000 Datensätze, die es ermöglichen, das effiziente Wachstum der Heuschrecken zu erklären und reproduzieren.
«Um all die Daten zu messen, mussten wir sicherstellen, dass wir einen Prozess haben, der vollautomatisch funktioniert und sich permanent stabil verhält», erklärt Patrik Bertschi. Nur so habe man damit beginnen können, einzelne Werte zu verändern, um zu erfahren, welche das Wachstum der Heuschrecken förderten und welche es hemmten.
Mit dem Einsatz von Bilderkennung und künstlicher Intelligenz (AI) erwartet Christoph Bertschi eine weitere Verkürzung der Wachstumszeit auf zwei Wochen. Mittels Kamera können zusätzlich Faktoren wie Grösse und Farbe der Insekten gemessen und automatisch in die Steuerung integriert werden. Dadurch sind die Zuchtboxen in der Lage, sich individuell und vollautomatisch an das Wachstum der Heuschrecken anzupassen. AI ermöglicht es zum Beispiel, die fünf Häutungen der Heuschrecken live zu erkennen und durch Anpassen der Parameter einfacher und schneller zu gestalten.
Mit dem Einsatz von Kameras wird sich das benötigte Datenvolumen stark erhöhen. «5G wird hier sicher eine Rolle spielen. Wir arbeiten mit Betrieben auf dem Land. Und da wir auf eine stabile Verbindung angewiesen sind, ist 5G eine spannende Option.»
Das Potenzial des Start-ups ist riesig
Die Idee von SmartBreed lässt sich auf weitere Wirtschaftszweige ausbauen. Die Zuchtboxen könnten in naher Zukunft auch in Mastbetrieben für Schweine und Geflügel zum Einsatz kommen. Weiter ist die Zucht von Mehlwürmern angedacht und dürfte bei Vertretern des Aquafarmings auf grosses Interesse stossen.
Das Potenzial des Start-ups ist enorm. Dies haben auch zahlreiche Institutionen wie die Klimastiftung Schweiz, Innosuisse, die ETH Zürich sowie die Universität St. Gallen erkannt, die das Unternehmen unterstützen.
Die drei Brüder haben sich hohe Ziele gesteckt: «Wir wollen der weltweite Anbieter für Zuchttechnologie von Insekten sein. Betrieben ermöglichen, verschiedene Insektenarten vollautomatisiert und kostengünstig direkt bei ihnen vor Ort kostengünstig zu züchten.»
Die Idee überzeugt auch das Kleinvieh auf Raphael Vollenweiders Bauernhof. Die anfängliche Skepsis der Hennen hat sich rasch gelegt und ist dem Jagdinstinkt gewichen. Sie nähern sich ruckartig den Heuschrecken, picken sie mit gezielten Stössen auf und zerdrücken sie mit ihrem Schnabel.